Die barocke Lust an der Fülle, am Ausprobieren, an der Überdehnung von Formen und Proportionen findet sich in plastischen Arbeiten von Bernhard Kucken, die er vom 29. April bis zum 4. Juni 2017 in der galerie#23 in Velbert-Langenberg, Frohnstraße 3 zeigt. Mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit entsteigen Figuren der Schwere des Materials. Seltsam entrückte gesichtslose Menschen stehen mit ihrer plastischen Wirkung in der Art des Miteinander und Ineinander der Körper im Vordergrund. Sie wachsen aus dem rohen Naturstamm heraus und zeigen die irdische Gebundenheit des Menschen.
Kuckens Arbeiten verleiten aber auch dazu, von der visuellen Anschauung ins philosophische Betrachten hinüberzugleiten.
Bei aller Sinnenfreude war das „Memento mori“ immer als Hintergrund des barocken Lebensgefühls wirksam. Wenn man zudem die verhältnismäßig rohen, ungeschliffenen Formen betrachtet, so wird uns ein Sinnbild des Lebens gezeigt, das nicht immer einfach ist und viel Kraft und „Verrenkungen“ verlangt. Durch seine ineinander verwobenen Gestalten soll der Mensch als Teil der Gesellschaft dargestellt werden, welches er als Gemeinwesen mitgestalten darf, ein Teil der Massengesellschaft.
„Dennoch – diese Leiber wirken seltsam unangestrengt, zwar mit einer gleichsam sisyphysischen Ernsthaftigkeit und Selbstgewissheit in dem Sinne, wie der Existentialist Albert Camus diese Figur, diesen Mythos gedeutet hat: die Gelassenheit des Sisyphos, seine Fähigkeit zur Überwindung des Schicksals durch dessen Annahme und Hingabe, mit der man es bewältigt! (niemand weiß welche Gedanken und was er getan hat, wenn er hinunter ging) Camus Betrachtungen zu dieser mythologischen Figur gipfeln in der Sentenz: “ Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.“ In diesem Sinne gerät Kuckens Werkgruppe »barocco« zu einem überzeitlichen Sinnbild menschlicher Existenz; und man kann sich daher mit durchaus unterschiedlichen Deutungsvarianten – christlich-religiös oder existentialistisch – Zugänge zu dieser Bildwelt eröffnen“ (Auszug aus dem Text – Hubertus A.W.J. Lampenscherf).
Diese Werkgruppe »barocco« mit den dazugehörigen Plastiken und Gouachen bilden eine in sich geschlossene künstlerische Auseinandersetzung des Künstlers Bernhard Kucken mit der Bewegungsdynamik und Plastizität des menschlichen Körpers.
Bernhard Kucken, 1960 in Düsseldorf geboren, studierte Kunst an der Pädagogischen Hochschule Neuss und arbeitet seit 1985 freischaffend in den Bereichen Bildhauerei, Malerei und Grafik. Zu seiner Tätigkeit als Zeichenlehrer kamen ab 1995 Lehraufträge an der Bauhaus-Universität Weimar. 2003 wechselte er an die Kunstakademie Düsseldorf.
Die Finissage ist Sonntag, 18. Juni 2017 von 11 bis 14 Uhr.