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Der in Griechenland geborene Fotokünstler Evangelos Koukouwitakis zeigt in der galerie#23 neben seinen Vanitas-Stillleben florale Bildkompositionen und menschliche interagierende Körper, die durch Langzeitbelichtung miteinander verschmelzen. Orientieren sich die Stillleben an Werken des Barocks zeigen seine anderen Werke verschiedene übereinander gelagerter Bildebenen. Bestimmend bei allen Werken ist der Lichtführung und das Spiel mit Unschärfen, der den Betrachter in andere Welten begleitet.

Auszug aus der Eröffnungsrede:

… Die Bilder von Evangelos Koukouwitakis laden hier in der Galerie dazu ein, sich in Ruhe auf ein spezielles Thema einzulassen. Es sind Vanitasbilder, Bilder, die uns daran erinnern sollen, dass alles vergänglich und damit nichtig ist. In seiner ursprünglichen Formulierung im Alten Testament heißt es: „Vanitas Vanitatum, et omnia vanitas“ (lat.: „Eitelkeit der Eitelkeiten, und alles ist Eitelkeit“).

Vanitas-Motive haben eine lange Tradition, die über die Zeiten hinweg bis heute Bestand haben, denn in der Schönheit alles Weltlichen ist immer schon der Verfall mit inbegriffen. Vanitasbilder sollen dem Menschen zeigen, bzw. in Erinnerung bringen, dass der Mensch keine Gewalt über das Leben hat. Es ist aber nicht das Vergängliche, das wertlos erscheinen soll, sondern die Versuche, es vorzuzeigen und festzuhalten.

Während in der Malerei ein Stillleben im Bild entsteht und festgehalten wird, verhält es sich in der Fotografie bei Evangelos Koukouwitakis ein wenig anders. Die Komposition, bzw. der Aufbau des abzulichtenden Ensembles erhält durch eine ausgeklügelte Lichtführung eine besondere Ausdruckskraft, bevor der Auslöser betätigt wird und damit das Bild auf dem Speicherchip festhält. Am Computer erfolgt die Bearbeitung. Erst in der ausgedruckten Fotoarbeit zeigt sich der melancholisch- schöne Augenblick vom unaufhaltsamen Prozess des Verfalls.

„Dass dem Tod etwas Schönes innewohnen kann, ist vielleicht nur in der Kunst möglich, und die makellosen Fotoarbeiten von Evangelos Koukouwitakis belegen das,“ wie der Künstler Dieter Rogge zu E. Koukouwitakis‘ Arbeiten schreibt.

Für Evangelos Koukouwitakis ist die Fotographie aber nur eines von mehreren Mitteln, deren er sich bei der Verwirklichung seiner Bildobjekte bedient. Der Anteil dieses Mediums prägt allerdings den Charakter der Bilder. Manche Hintergründe sind allerdings in verschiedener Art und Weise gemalt.

Seine Arbeitsweise in der Kombination aus Malerei, also Hintergrund, Lichtführung und Fotografie ist auch in den Akten wiederzuerkennen.

Vor mehr als drei Jahren war es die Faszination des menschlichen Körpers in seiner Bewegung, aber auch einiger pflanzlicher Formen, die an menschliche Formen und Gewohnheiten erinnern. Es ist zum Beispiel die Anmut und Schönheit der Flamingoblume, auch Anthurie genannt, deren Blütenstängel sich in einer Drehung umarmen.

Bei den Akten nutzt Evangolos Koukouwitakis lange Belichtungszeiten um den menschlichen Körper in Bewegung aufzunehmen. Die schon unscharfen menschlichen Körper kombiniert er mit den Spuren eines zweiten Bewegungsablaufs, indem er seine, auf diaphanen Trägern, sog. Fotofolien abgezogenen Aufnahmen, mit gemalten und gezeichneten Flächen hinterlegt. Auch hier ist es die Kombination aus Lichtführung, Malerei und Fotographie, die den Werken eine besondere Ausdruckskraft verleihen und zum Verweilen einladen. Alles ist dem Vanitas-Gedanken verbunden.

Doris Stevermüer