Gruppenaustellung: mehr darüber …

Vom 22. November bis zum 20. Dezember zeigt die galerie#23 druckgrafische Werke von neun Künstlern und vermittelt so einen kleinen Überblick der spezifischen Ausdruckmöglichkeiten, die sich aus einem alten Medium der Vervielfältigung entwickelt haben bis zur heutigen künstlerischen Originalgrafik.

Der Jüngste in der Ausstellung ist der 1991 in Iserlohn geborene Steffen Jopp. Er begann 2010 an der TU Dortmund das Studium Bildende Kunst und Kunstwissenschaften mit dem Schwerpunkt Druckgraphik und studiert seit 2014 Freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf. In beiden Medien, dem Holzschnitt und der Radierung, arbeitet er ungegenständlich. Ihn interessieren vor allem Strukturen und ein rhythmisches Bearbeiten der Druckplatte. Beim Holzschnitt ist es auch mal das Bildhauerwerkzeug sowie Bohr- und Schleifmaschine. Denn so Steffen Jopp: „Ich liebe und brauche den Widerstand des Materials.“

Inessa Emmer, 1986 in Kasachstan geborenen, hat nach ihrem Studium der Kunst an der TU in Dortmund bei Prof. Bettina Haaren und Prof. Jan Kolata zur Kunstakademie nach Düsseldorf gewechselt. Spezialisiert hat sich Inessa Emmer auf die Druckgraphik, insbesondere ist es der Holzschnitt. Im Mittelpunkt ihrer Betrachtung und Arbeit steht i. d. R. der Mensch, überwiegend jedoch die Frau als weibliches mystisches Wesen oder in der Rolle der Frau, welche in verschiedenen Szenarien dargestellt wird. Ein wichtiger Aspekt ihrer Arbeiten ist die Farbvielfalt. Vom Hintergrund bis hin zum Vordergrund werden die Farben immer wieder übereinander gedruckt und zu einer neuen Variation zusammengesetzt.

Auf das klassische Schwarz-Weiß beschränkt zeigt Michael Falkenstein seine Drucke. Der 1971 in Neuss geborene Künstler schloss 2002 sein Studium  als Meisterschüler Konrad Klaphecks ab. Durch asiatische Kommilitonen wurde er ermuntert, sich auf den Holzschnitt zu spezialisieren. Sind es sonst eher ungewöhnlich große handabgezogene Holzschnitte, die er schon einmal in der galerie#23 gezeigt hat, zeigt er diesmal kleine Variationen. Auch in den kleineren Formaten ist es auf den ersten Blick ein feines, rhythmisch geordnetes Gewebe. Bei längerer Betrachtung treten Menschen hervor und Architektur und Natur wird sichtbar.

Eine Mischtechnik zeigt sich bei Jette Flügge, die ihr Studium der Druckgrafik als Meisterschülerin bei Thomas Ruch, fadbk Essen, abschloss. 2010 folgte ein weiteres Studium mit dem Schwerpunkt Graphik bei Prof. Bettina van Haaren. Die Motive ihrer Werke kommen aus der Natur, dem eigenen Umfeld und aus persönlichen Erinnerungen. Dazu werden symbolhafte Formen entwickelt, Musterhaftes taucht in unterschiedlichen Zusammenhängen wiederholt auf. „Ich vermeide Eindeutiges ganz bewusst“, so die Künstlerin: „Der Spannungsbogen ist mein Interesse, das Zwischen-den-Möglichkeiten-Sein. So gesehen will ich durchaus verunsichern.“

Juan Collantes, 1974 in Peru geboren, Meisterschüler von A.R. Penck, druckt seine Holzschnitte auf Leinwand und Papier – und sogar auf Pizzakartons sowie Reissäcke, die er bei einem Besuch in seiner Heimat Peru entdeckt hat. In Mischtechnik kombiniert er Malerei mit druckgrafischen Verfahren und Collagen. „Meine Holzschnitte sind sehr expressiv sowie figurativ. Die Motive sind meistens Erzählungen, Träume, Erinnerungen und Szenen aus dem alltäglichen Leben. Heute lebt und arbeitet er in Deutschland und Peru.

Die 1961 in Krefeld geborenen Bettina van Haaren, studiert in Mainz, hat seit 2000 eine Professur für Zeichnung und Druckgraphik an der Technischen Universität Dortmund. Ihre druckgrafischen Werke vermitteln in ihrer Reduktion und teilweisen Fragmentierung eine erstaunliche Intensität. Bedeutungsinhalte werden auf die immer wiederkehrende Figur der Künstlerin bezogen und zwingen den Betrachter sich damit auseinanderzusetzen. Ihre neueste Publikation zur Ausstellung im Kunstmuseum Bochum heißt Senkblei mit Texten von Hans Günter Golinski, und Alfred Gulden, Bettina van Haaren und Uwe Haupenthal.

Enoh Lienemann, 1959 in London geboren mit deutsch nigerianischen Wurzeln, befasste sich nach der Ausbildung zur Goldschmiedin mit der Grafik. Ihre Druckstöcke entstanden seit 1997. Die  Motive haben sich aus der Zeichnung entwickelt. Die Inhalte ihrer Grafiken sind bis heute charakteristisch für alle nachfolgenden Arbeiten. „In meinen Holzschnitten demaskiere ich und zeige das, was dem Blick lieber verwehrt ist“, so die Künstlerin. Geschichten von Menschen und über Menschen interessieren sie und werden in verschiedenen Medien aufgegriffen, die sie in ihrer letzten Ausstellung in der galerie#23 präsentierte.

Werner Reubers, 1947 Essen geboren,  studierte an der Akademie in Düsseldorf, und lebt und arbeitet seitdem auch dort. Auch er kennt die galerie#23. Aus der Malerei kommend, zeigen seine Holzschnitte eine Verknüpfung von Skulptur und Malerei mit hoher Expressivität. Die dabei verwendete Technik des Hochdrucks erlaubt ihm eine gröbere Linien- und Flächenstruktur, die er bildwirksam einsetzt. Im Nachgang des Drucks wird jedes Blatt mit farbigen Eingriffen akzentuiert und verändert. Die Farbe verwendet er dabei jedoch nie als Kolorierung, sondern sie ist eigenständiges Element, die jedes Blatt zu einem unverwechselbaren Unikat macht.

Der 1944 in Freiburg am Breisgau geborene Maler, Grafiker und Autor Horst Dieter Gölzenleuchter, lebt und arbeitet in Bochum. „Ich nehme, was ich finde oder bekomme“, so der Künstler. Mal ist es ein Balken, den ihm Bauarbeiter schenkt oder ein Fundstück vom Sperrmüll oder von einem anderen Ort. Mit wenigen Mitteln und Werkzeug versucht H.D. Gölzenleuchter zum Ziel zu gelangen, das Wesentliche des Lebens bildlich in das Holz zu übertragen, um es anschließend zu drucken.

Wer sich mit den Künstlern auseinandersetzen will, ist herzlich eingeladen zur Vernissage am Samstag, 21. November um 18.30. Die Einführung in die Ausstellung erfolgt durch den stellvertretenden Direktor des Museum Bochum Sepp Hiekisch-Picard. Die Ausstellung ist vom 22. November bis zum 20. Dezember in den Räumen der galerie#23, Frohnstraße 3 in Velbert-Langenberg zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Samstag und Sonntag von 13 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung.