Peter von Malotki: Retrospektive
1943 in Dortmund geboren, absolvierte Peter von Malotki sein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf als Meisterschüler bei Joseph Beuys. Vor drei Jahren (2016) starb Peter von Malotki plötzlich und unerwartet. Seine Werke sind aber geblieben.
Es sind Kompositionen, die an geheimnisvolle Orte voll trauriger Schönheit erinnern. Mit Farbentönen, die der Natur entnommen sind, entstehen geheimnisvolle märchenhafte Landschaften, die dem Betrachter vertraut erscheinen, aber doch so fern sind in einer anderen Welt. Wesen aus mythischen Erzählungen zeigen sich kaum wahrnehmbar. Es ist die geheimnisvolle Lichtführung, der Kontrast von Schönheit und Erhabenheit im Zusammenspiel mit der Natur, in der der Mensch verloren und einsam wirkt. Diese melancholische Grundstimmung in den Bildern mit ihren angedeuteten Zerstörungs- und Verfallsprozessen erinnert an die Landschaftsmalerei der Romantik, einer Zeit der Industriealisierung und Orientierungslosigkeit der Menschen mit der Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies.
Wichtig für den Künstler ist der Prozess der Entstehung seiner Bilder gewesen. „Am Anfang steht nur eine gewisse Vorstellung, wie das Bild aussehen hat“, so sagte Peter von Malotki. Nach dem großzügigen Auftragen der Ölfarbe auf die Leinwand wurde in manchen Bereichen wieder schichtweise Farbe abgetragen durch Lösungsmittel und Malwerkzeug, aber auch Farbe wieder hinzugefügt bis ein Landschaftsrelief entstanden ist. Das Landschaftsrelief entstand in einem unvorhersehbaren Prozess von Entstehen und Zerstörung, Werden und Vergehen.
Zitat der Kunsthistorikerin Katja Behrens: „Die großen und kleinen Ölbilder von Peter von Malotki brauchen wenige Anhaltspunkte, um ihre Gegenständlichkeit anzudeuten. Landschaftskoordinaten wie eine Horizontlinie, erdfarbene Schichtungen, Verdichtungen und hellere Durchblicke suggerieren Raumbühnen, schaffen an manchen Stellen etwas wie Vorder- und Hintergrund.
Ihre eruptiven Ausdehnungen, die bildgreifenden rötlichen Farbexplosionen erinnern an Kriegsgeschehen oder Vulkanausbruch, an Zerstörung, Tod und Verderbnis, Sintflut und Endzeit. Im dunklen Kontinuum des Bildes schaffen diese mit wenigen malerischen Mitteln angedeuteten Zerstörungs- und Verfallsprozesse ein latentes Katastrophenbewusstsein. Die Farbe wirbelt und kreist, Linien explodieren, bündeln und verlieren sich. Dicke schwere Wolken aus Düsternis und Unheil lassen wenig Mut.
Dann wieder sprühen kleine Lichter auf, verteilen sich wie Diamanten über das Bild und schwirren leicht wie Glühwürmchen in der Bildlandschaft umher, wecken kostbare Erinnerungen, die wie kleine Blitze gleich wieder ins Dunkel abtauchen… Wolkenklumpen lichten sich, weichen einem hellen Himmelsstreifen. Ein kleiner Wassertümpel taucht unversehens hervor. Arkadien.
Irgendwann erscheinen inmitten der elementaren Natur kleine verschwommene Menschengestalten. Sie sind beinah nicht zu erkennen: Stab- oder Lanzenträger aus einer alten mythischen Erzählung, Schamanen oder doch Vermessungstechniker? Lichtgestalten? Wanderer in einer fremden Welt?“